Pflanzenverwendung

Konzept der Pflanzenverwendung

Der Hermannshof arbeitet wissenschaftlich und experimentell an der Entwicklung einer modernen Pflanzenverwendung. Die in der Natur vorkommenden Pflanzengesellschaften dienen als Vorbild für Pflanzenbilder mit natürlichem Charakter. Das milde Weinbauklima ermöglicht die Kultur einer großen Pflanzenvielfalt. So kann man im Garten über 2500 Staudenarten und -sorten kennenlernen. Ferner prägen alte, in Deutschland zum Teil sehr seltene Gehölze die Anlage.

Mit der Konzeption werden drei wesentliche Ziele verfolgt:

  1. Die Untersuchung der Konkurrenzverhältnisse zwischen den Pflanzen bei unterschiedlichen Wachstums- und Standortbedingungen.
  2. Die Gestaltung von Pflanzenkombinationen, die aufgrund von Harmonie bzw. Kontrast der Formen und Farben von hohem ästhetischem Reiz sind.
  3. Die Etablierung dauerhafter Pflanzungen mit einem geringen Pflegeaufwand und einer langanhaltenden Attraktivität.

Auf dem Gelände des Hermannshofs stand, im Gegensatz zu anderen Sichtungsgärten, von Anfang an vorrangig die beispielhafte Pflanzenverwendung in Hinblick auf das private und öffentliche Grün und die Verwendungssichtung von gärtnerischen Staudengemeinschaften im Vordergrund.

Die offizielle Staudensortimentssichtung in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Staudensichtung wird erst seit 1999 auf einem nicht öffentlich zugänglichen Privatgelände aufgebaut. Hier werden beispielsweise verschiedene Neuheiten vegetativ und generativ vermehrter Stauden gesichtet. Die Sichtung umfasst Fragen zur Krankheitsresistenz, Blühfähigkeit, Schmuckwirkung von Blüten und Laub, Regenerationsfähigkeit und zur Vitalität der Pflanzen.

 

Die Gliederung des Gartens nach Lebensbereichen

Im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof werden die Pflanzen nach „Lebensbereichen“ verwendet, die auf der Lehre von Richard Hansen über die Lebensbereiche der Stauden basieren. So entstanden Pflanzungen mit natürlichem Charakter, denen die in der Natur vorkommenden Pflanzengesellschaften teilweise als Vorbild dienen.

Eine Pflanze entfaltet dort am schönsten ihren typischen Charakter, wo ihre natürlichen Bedürfnisse an Licht, Boden und Wasser erfüllt werden. Auch fügen sich Arten mit ähnlichen Standortansprüche und vergleichbarer geographischer Herkunft meist zu attraktiven Kombinationen zusammen. Aber Pflanzen können, sofern sie gestalterisch zusammen passen, durchaus aus unterschiedlichen geographischen Regionen der Erde stammen.

Die häufigsten Standortsituationen von Stauden in Gärten und Grünanlagen werden im Sichtungsgarten Hermannshof in unterschiedlichen Lebensbereichen dargestellt:

  • Gehölz und Gehölzrand

(Pflanzungen mit europäischen, ostasiatischen und nordamerikanischen Wald- und Waldrandstauden)

  • Freiflächen

(trockene Prärie- und Steppen-Pflanzungen, Hochgrasprärie-Pflanzungen im Präriegarten sowie Feuchtwiesen-Pflanzungen am Teich)

  •  Steppenheide und Felssteppe

(Pflanzungen der trockenen Steppenheiden und mediterranen Felsheiden)

  • Wasserrand und Wasser

(Teich mit Pflanzungen der Sumpfzone, der Flachwasserzone und der Seerosenzone)

  • Beet

(Pflanzungen aus Beet- und Prachtstauden, nordamerikanische und asiatische Beetstauden, Strauch- und Stauden-Päeonien sowie Wechselflor mit Einjährigen).

Diese Lebensbereiche werden weiter in Pflanzungen zu verschiedenen Pflanzthemen mit unterschiedlichen jahreszeitlichen Höhepunkten untergliedert.

  

Zur Auswahl und Herkunft der Stauden im Sichtungsgarten

Die meisten hier vertretenen Pflanzen stammen aus den verschiedensten Regionen der gemäßigten Breiten Europas, Nordamerikas, Ost- und Kleinasiens. Dank differenzierter Fundortangaben vieler botanischer Gärten in ihren jährlich herausgegebenen Samenlisten besteht heute weltweit ein beachtlicher Artentausch unter diesen Gärten. Auch der Sichtungsgarten Hermannshof beteiligt sich an diesem internationalen Samentausch mit seinem jährlich erscheinenden Index seminum. Im Gegenzug erhält er bedeutsame Wildarten, die aufgrund der natürlichen Wuchsareale mit hoher Wahrscheinlichkeit geeignet sind, unsere Sortimente zu bereichern.

Dieser Reichtum zugänglicher Pflanzenschätze erfüllt aber erst seinen Sinn, wenn er auf Dauer angelegt ist, d.h. wenn diese Pflanzen sich an dem neuen Kulturstandort problemlos entwickeln und nachhaltig gedeihen können. Deshalb werden bei der Artenwahl des Sichtungsgartens solche Pflanzen bevorzugt, die ohne raffinierte Pflegemaßnahmen gedeihen können.

Etwa 80 % der benötigten Stauden und der gesamte Frühjahrs- und Sommerflor werden jährlich in der eigenen Gärtnerei aus Saatgut herangezogen oder vegetativ vermehrt.